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Arbeiten für Agenturen (mehrere Fragen)
Thread poster: markusob
Andrea Halbritter
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Eine Frage der Zielgruppe Jun 28, 2015

Das mit dem Preis ist alles eine Frage der Zielgruppe (und natürlich des Fachgebiets + der Qualität, die man selbst bietet). Ich selbst manage auch Projekte und kann meinen Übersetzern in ganz speziellen Gebieten mit Zielsprache Deutsch bis zu 0,20 € pro Quellwort zahlen (und verdiene selbst auch noch ganz gut dabei...).

 
Rolf Keller
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Die Realität sehen Jun 29, 2015

markusob wrote:

Ich glaube immer noch, dass es vor allem an meinem Preis liegt.


Ich verrate dir mal, was eine Agentur tut, die dich wirklich zu brauchen meint: Die ruft dich dann trotzdem an, lockt mit einem Auftrag und versucht dich zu becircen, es ausnahmsweise mal billiger zu machen. Und nach 8 Wochen kommt sie wieder mit einem Auftrag und tut erstaunt: "Aber Sie hatten doch neulich auch zu diesem Preis gearbeitet? Der Kunde war sehr zufrieden." Dieser psychologische Trick bringt der Agentur leicht ein paar Cent pro Wort, vielleicht nicht bei dir, aber die Agentur versucht es jedenfalls so, und zwar besonders dann, wenn der Kunde wirklich zufrieden war.

Preis und andere Dinge hin und her, du ignorierst jedenfall beharrlich die k.-o.-Regel, die da heißt: Als Anfänger musst du bei Blindbewerbungen sehr viele Agenturen ansprechen, sonst hast du die Statistik gegen dich. Die allermeisten warten ja nicht gerade auf dich, die leben auch dann glücklich und zufrieden weiter, wenn du dich nicht bewirbst. Wäre es anders, dann würden die offensiv suchen. Tun sie aber offensichtlich nicht.


 
markusob
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Zwei weitere Fragen Jul 10, 2015

1. Frage

In Deutschland ist die Arbeitslosenquote auf einem 20-Jahres-Tief. Eigentlich müsste es völlig unproblematisch sein, Arbeit zu finden. Ich habe einige Stellenanzeigen von Unternehmen entdeckt, bei denen ich mich als Absolvent nach dem Studium beworben hatte. Sie haben ihre Anforderungen im Vergleich zu der Zeit meines Berufseinstiegs drastisch gesenkt. Teilweise werden auch explizit völlig unerfahrene Absolventen ermuntert, sich zu bewerben.

Meine Suche n
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1. Frage

In Deutschland ist die Arbeitslosenquote auf einem 20-Jahres-Tief. Eigentlich müsste es völlig unproblematisch sein, Arbeit zu finden. Ich habe einige Stellenanzeigen von Unternehmen entdeckt, bei denen ich mich als Absolvent nach dem Studium beworben hatte. Sie haben ihre Anforderungen im Vergleich zu der Zeit meines Berufseinstiegs drastisch gesenkt. Teilweise werden auch explizit völlig unerfahrene Absolventen ermuntert, sich zu bewerben.

Meine Suche nach Aufträgen von Agenturen verläuft aber sehr zäh. Ich frage mich mittlerweile, ob der Einstieg in die Übersetzungsbranche überhaupt sinnvoll ist. Was ist, wenn sich die wirtschaftliche Situation verschlechtert? Werden dann meine Chancen noch schlechter? Wie zyklisch ist die Branche eigentlich? Wenn es in der Hochkonjunktur schon so mies läuft, was erwartet mich in der Rezession?

2. Frage

Ich habe bisher von einer einzigen Agentur eine Rückmeldung erhalten. Die wollten, dass ich weitere Zeugnisse und Nachweise schicke. Ich dachte, dass sie jetzt routinemäßig meine Unterlagen überprüfen und dann zu dem Schluss kommen, dass sie in meiner Sprachrichtung und meinem Fachgebiet niemanden brauchen. Es kam dann aber doch eine erneute Rückmeldung. Der PM wollte wissen, ob ich Interesse an einer Tätigkeit als Lektor hätte, da mir ja völlig die Erfahrung fehlt. Ich habe daraufhin einfach mal mit Ja geantwortet.

Jetzt würde ich von euch gerne wissen, ob die Tätigkeit als Lektor wirklich etwas für Anfänger ist. Bei den Anwälten ist es ja so, dass z. B. die routinemäßige Überprüfung von Verträgen eine typische Aufgabe für Neulinge ist. Man liest den Vertrag durch unter dem Gesichtspunkt, ob bestimmte Klauseln vorhanden sind usw. Das ist ja wirklich nicht anspruchsvoll und die Aufgabe wird mittlerweile auch schon von intelligenter Software erledigt. Wollten die, dass ich die Übersetzungen auf "Tippfehler" usw. überprüfe oder war das eine "Falle"? Bisher habe ich keine weitere Rückmeldung von der Agentur erhalten.
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Regina Seelos (X)
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Agentur ist kein Arbeitgeber Jul 11, 2015

Hallo Markus,

du betrachtest die ganze Sache viel zu sehr aus Angestelltensicht. Was hat denn die Arbeitslosenquote mit Aufträgen von Agenturen zu tun?

Sieh es mal so: Du kommst als neuer Anbieter auf einen Markt. Du musst dich erst mal bekannt machen, Werbung machen usw. bevor du irgendeinen Auftrag bekommst. Auch Agenturen sind nichts anderes als Kunden. Sie sind keine Arbeitgeber. Sie tun zwar manchmal so, als müsse man sich bewerben. Aber sie kaufen lediglich Üb
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Hallo Markus,

du betrachtest die ganze Sache viel zu sehr aus Angestelltensicht. Was hat denn die Arbeitslosenquote mit Aufträgen von Agenturen zu tun?

Sieh es mal so: Du kommst als neuer Anbieter auf einen Markt. Du musst dich erst mal bekannt machen, Werbung machen usw. bevor du irgendeinen Auftrag bekommst. Auch Agenturen sind nichts anderes als Kunden. Sie sind keine Arbeitgeber. Sie tun zwar manchmal so, als müsse man sich bewerben. Aber sie kaufen lediglich Übersetzungen ein und verkaufen diese (eventuell mit Mehrwert bzw. veredelt/Korrekturgelesen) weiter. Sie sind Händler. Und du bist Lieferant, kein Mitarbeiter. Kein Unternehmen, das mit einem neuen Produkt auf den Markt geht oder versucht, auf einem neuen Markt Fuß zu fassen, würde erwarten, dass dies ohne größere Investition geht, vor allem Werbemaßnahmen.

Viele Grüße
Regina
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Andrea Halbritter
Andrea Halbritter  Identity Verified
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Äpfel und Birnen und der Lektor... Jul 11, 2015

Bin der Meinung, du mischt da Äpfel mit Birnen, Markus.

Dass du bisher noch kein Projekt bekommen hast, liegt - wie Regina schon erwähnt hat - daran, dass dich bisher keiner kennt. Jedenfalls nicht als Übersetzer.

Warum probierst du es eigentlich nicht mal mit Direktkunden? Wenn man ein gutes Netzwerk hat, kommt man an die wesentlich leichter als an Agenturaufträge und die Bezahlung ist in der Regel auch besser.

Nein, in unserem Bereich sollte ein Lekto
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Bin der Meinung, du mischt da Äpfel mit Birnen, Markus.

Dass du bisher noch kein Projekt bekommen hast, liegt - wie Regina schon erwähnt hat - daran, dass dich bisher keiner kennt. Jedenfalls nicht als Übersetzer.

Warum probierst du es eigentlich nicht mal mit Direktkunden? Wenn man ein gutes Netzwerk hat, kommt man an die wesentlich leichter als an Agenturaufträge und die Bezahlung ist in der Regel auch besser.

Nein, in unserem Bereich sollte ein Lektor kein Anfänger sein. Allerdings ist natürlich die Frage, was man unter "Anfänger" versteht. Wenn du in einem recht seltenen Bereich auf Grund deiner Ausbildung ein so solides Fachwissen hast (und noch dazu gut formulieren kannst und sprachlich auf der Höhe bist), warum sollte man dich denn nach nicht als Lektor einsetzen wollen?

Nicht klar ist mir, wo da die Falle sein soll...

Sicher hast du aber auch schon gemerkt, dass du auch als Lektor nicht unbedingt sofort einen Auftrag bekommst. Auch da heißt es: Wenn eine Agentur ihr Interesse an deinem Profil angemeldet hat, bedeutet das erstmal gar nichts.
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markusob
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Achtung lang! Jul 12, 2015

Ich beschreibe jetzt einfach mal meine Situation genauer, damit ich vielleicht den ein oder anderen Tipp bekomme:

Qualifikation:

Mein Fachgebiet ist Recht. Ich habe ein passendes Studium und kenne mich im deutschen Recht aus. Ich habe allerdings keine Ausbildung im angelsächsischen Recht. Während des Studiums habe ich mir ein paar Bücher zum Thema Common Law und Kursbücher für Legal English gekauft und durchgearbeitet. Das ist aber auch schon eine ganze Weile her
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Ich beschreibe jetzt einfach mal meine Situation genauer, damit ich vielleicht den ein oder anderen Tipp bekomme:

Qualifikation:

Mein Fachgebiet ist Recht. Ich habe ein passendes Studium und kenne mich im deutschen Recht aus. Ich habe allerdings keine Ausbildung im angelsächsischen Recht. Während des Studiums habe ich mir ein paar Bücher zum Thema Common Law und Kursbücher für Legal English gekauft und durchgearbeitet. Das ist aber auch schon eine ganze Weile her und ich hatte jetzt nicht den Eindruck, dass einem das speziell auf die Tätigkeit als Übersetzer vorbereitet. Den Staatlich geprüften Übersetzer habe ich im Fachgebiet Wirtschaft gemacht, da von der Hochschule nichts anderes angeboten wurde. Daher bin ich mir unsicher, wie gut ich als Übersetzer wirklich qualifiziert bin. Bei juristischen Texten ist es ja so, dass jedes Land seine eigene Systematik, Begriffe und Definitionen hat. Das müsste ich mir in Zukunft erarbeiten.

Berufserfahrung:

Meine Berufserfahrung ist nicht international. Wobei man in der Großstadt in fast jedem Bereich zumindest gelegentlich auf englischsprachige Mandanten und Fälle mit Auslandsbezug trifft. Meine Berufserfahrung dürfte zumindest mal keine Türen verschließen. Im Moment bin ich freier Mitarbeiter in einer Sozietät und gehe zwei bis drei Tage in der Woche ins Büro. Sollte ich nicht zu lange als "Freier" erfolglos rumbummeln, wäre ein Wechsel in Festanstellung meiner Meinung nach wieder möglich.

Suche nach Aufträgen:

Meinem Eindruck nach besteht in Deutschland vor allem Bedarf an Übersetzungen im Bereich Technik und Marketing. Ich habe nichts gegen Technik. Ich hatte ursprünglich sogar erwogen, ein Ingenieurstudium zu absolvieren. Allerdings liebe ich die Arbeit in der Werkstatt / Produktion / Baustelle so gar nicht. Und nur für "technische Redaktion" oder "technische Übersetzung" so ein Studium zu absolvieren, erschien mir dann doch zu riskant. Marketing ist überhaupt nicht mein Ding. Deshalb soll es bei mir auf jeden Fall beim Fachgebiet Recht bleiben.

Nur wird für Recht relativ wenig gesucht. Und wenn gesucht wird, dann wird immer eine mindestens zweijährige, wenn nicht sogar fünfjährige Berufserfahrung verlangt. Die habe ich aber speziell im Übersetzen nicht.

Direktkunden zu finden, stelle ich mir im Fachgebiet Recht ziemlich schwer vor. Es wird in Deutschland fast nur vom Deutschen ins Englische übersetzt. Das kann ich in den nächsten paar Jahren nicht leisten, zumindest nicht in einem Tempo, bei dem das für mich wirtschaftlich ist. Ich muss in der Richtung Englisch => Deutsch anfangen. Daher auch die Konzentration auf Agenturen.

Und selbst wenn ich irgendwann effizient in der Sprachrichtung Deutsch => Englisch übersetzen kann, haben große Kanzleien ihre eigenen Übersetzer im Haus. Und bei einem Industrieunternehmen kann ich mir nicht vorstellen, dass die speziell für Recht einen Stammübersetzer haben.

Von daher bin ich ziemlich ratlos. Im Moment schreibe ich an meinen freien Tagen ca. 50 Agenturen pro Woche an. Es sind ausschließlich Agenturen in Deutschland. Bessere Ideen habe ich nicht.
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Maria S. Loose, LL.M.
Maria S. Loose, LL.M.  Identity Verified
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Lass Dich vereidigen Jul 13, 2015

falls Dein Übersetzerdiplom dafür ausreicht. Danach kannst Du Dich bei den Geschäftsstellen der Gerichte persönlich vorstellen und erhältst dann auch Übersetzungsaufträge in der Sprachrichtung EN - DE. Hat bei mir jedenfalls vor dreißig Jahren in Frankfurt am Main prima funktioniert.

Ein weiterer Tipp ist die Kontaktaufnahme zu britischen Übersetzungsbüros, aber nur wenn Dein Übersetzerdiplom den Anforderungen der Norm EN 15038 entspricht. Sollte dies nicht der Fall sein
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falls Dein Übersetzerdiplom dafür ausreicht. Danach kannst Du Dich bei den Geschäftsstellen der Gerichte persönlich vorstellen und erhältst dann auch Übersetzungsaufträge in der Sprachrichtung EN - DE. Hat bei mir jedenfalls vor dreißig Jahren in Frankfurt am Main prima funktioniert.

Ein weiterer Tipp ist die Kontaktaufnahme zu britischen Übersetzungsbüros, aber nur wenn Dein Übersetzerdiplom den Anforderungen der Norm EN 15038 entspricht. Sollte dies nicht der Fall sein, so rate ich Dir dringend, einen Master in Translation Studies nachzumachen, weil Du dann den Anforderungen dieser Norm entsprichst. Der andere Weg ist es, fünf Jahre lang Berufserfahrung im Übersetzen zu sammeln und diese Berufserfahrung dann auch nachzuweisen durch Rechnungen und Referenzschreiben. Die Einzelheiten sind der Norm EN 15038 bzw. der neuen ISO-Norm zu entnehmen.
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Andrea Halbritter
Andrea Halbritter  Identity Verified
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Wie Maria Jul 13, 2015

Würde dir den gleichen Rat geben wie Maria: Schauen, ob du dich vereidigen lassen kannst, und dich an Agenturen in Großbritannien wenden.

Direktkunden sind in deinem Bereich durchaus auch drin. Habe auch hier ein paar.


 
Rolf Keller
Rolf Keller
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Immer noch: der Markt, das unbekannte Wesen Jul 14, 2015

markusob wrote:

Bei juristischen Texten ist es ja so, dass jedes Land seine eigene Systematik, Begriffe und Definitionen hat. Das müsste ich mir in Zukunft erarbeiten.


Ein nicht geringer Teil sind ganz simple Handelsverträge, die schafft jeder, der nicht dumm ist, weil sich das meiste allein durch logisches Denken erschließt.

Meinem Eindruck nach besteht in Deutschland vor allem Bedarf an Übersetzungen im Bereich Technik und Marketing.


Eindruck? Hm. Da gibt es durchaus noch andere wichtige Bereiche, z. B. Wirtschaft, Finanzwesen, Medizin, ...

Aber abgesehen davon sind die Relationen ja nicht relevant. Angenommen, es gibt 10 Mio. Aufträge aus den Bereichen Technik und Marketing und nur 1 Mio. Aufträge aus den Bereich Recht, dann besagt das gar nichts. Wenn dem z. B. 15 Mio. bzw. 0,5 Mio. Übersetzer gegenüberstehen, dann können sich die Rechts-Überseter die Aufträge aussuchen und die Technik/Marketing-Übersetzer hungern.

Ich hatte ursprünglich sogar erwogen, ein Ingenieurstudium zu absolvieren. Allerdings liebe ich die Arbeit in der Werkstatt / Produktion / Baustelle so gar nicht.


Wie viele Ingenieure, glaubst du, verbringen wie viel Prozent ihrer Arbeitszeit in solchen Umgebungen?

Marketing ist überhaupt nicht mein Ding. Deshalb soll es bei mir auf jeden Fall beim Fachgebiet Recht bleiben.


Ich nehme an, mit Marketing meinst du Werbung. Je nach Definition ist Werbung nur ein ganz kleiner Bereich des Marketings. Im Marketing gibt es auch Juristen.

Nur wird für Recht relativ wenig gesucht.


Sagt wer?

Direktkunden zu finden, stelle ich mir im Fachgebiet Recht ziemlich schwer vor. Es wird in Deutschland fast nur vom Deutschen ins Englische übersetzt.


Sagt wer?

Internationale Verträge werden sehr oft auf Englisch verfasst. In D lässt man die häufig ins Deutsche übersetzen, weil sehr viele Leser die Originale nicht verstehen. "Jeder lernt heute ausreichend gut Englisch in der Schule" – das ist ein frommer Traum. Erschwerend kommt hinzu, dass viele ja schon mit dem Lesen deutscher Verträge Probleme haben, solchen Leuten nützt ihr für den Bäckerladen ausreichendes Gesprächs-Englisch null Komma nichts.

Ich habe vor ein paar Jahren mehrere englischsprachige Verträge eines deutschen Unternehmens übersetzt, bei dem offiziell alles in Englisch verfasst werden sollte. Da waren dann manche armen Ingenieure gezwungen, mit ihrem Schulenglisch Verträge über technische Anlagen zusammenzubasteln. Und warum sollte ich die von Deutschen auf Englisch verfassten Verträge überhaupt ins Deutsche übersetzen? Das waren Hosentaschenaktionen: Der eine oder andere Manager hatte plötzlich einen Konferenztermin und brauchte dann bis vorgestern die Information, worüber auf der Konferenz diskutiert werden sollte. Ohne die Übersetzung hätte er sich dort blamiert. Wahrscheinlich hat er die Übersetzungen heimlich abends zu Hause gelesen.

Und bei einem Industrieunternehmen kann ich mir nicht vorstellen, dass die speziell für Recht einen Stammübersetzer haben.


Warum nicht?

Von daher bin ich ziemlich ratlos.


Das hat sich vorher noch anders angehört. Nun läuft der Thread schon 5 Wochen, und so langsam näherst du dich dem Boden der Realität. SCNR. Erstens ist jede Branche anders und zweitens kannst du alles, was du über die Arbeitnehmer/Arbeitgeber-Welt weißt, vergessen. Glauben, meinen, hoffen – das führt nirgendwohin.

Im Moment schreibe ich an meinen freien Tagen ca. 50 Agenturen pro Woche an.


Gut so! Bei Agenturen ist das System Schrotflinte genau richtig.

Nun kann natürlich der Inhalt der Werbebriefe ein Problem sein. Anfänger zu sein, ist nicht schlimm. Schlimm ist, kein Problembewusstsein zu zeigen oder sogar als schwieriger Kandidat verdächtigt zu werden. Am besten gibst du nur an, dass du insbesondere Rechtstexte übersetzen kannst, und im Briefkopf groß NUR den Übersetzertitel. Alle anderen Qualifikationen durchaus erwähnen, aber nicht besonders betonen. So jedenfalls würde ich das machen. Auf die paar Agenturen, die einen Dr. jur. suchen, würde ich den Text nicht zuschneiden, weil du nicht weißt, wer der Leser ist (Viele Agenturen stellen sich ganz anders dar, als sie sind. Übersetzer übrigens auch.)

Und keinesfalls ungefragt irgendetwas negativ oder auch nur einschränkend Klingendes erwähnen.


 
markusob
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Meine Strategie bisher Jul 14, 2015

Als staatlich geprüfter Übersetzer bin ich beeidigt. Ich bin auch beim BDÜ Mitglied geworden. Die verteilen kleine Hefte mit Listen von Übersetzern bei Behörden. Ich habe mir das Heft angeschaut. Da stehen leider schon sehr viele Übersetzer drin. Und einige sind auch gleichzeitig Rechtsanwälte. Ich mache mir da mittlerweile keine Hoffnungen mehr.

Ob der staatlich geprüfter Übersetzer die Anforderungen der DIN-Norm erfüllt, weiß ich nicht. Nach dem Wortlaut der Norm nicht
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Als staatlich geprüfter Übersetzer bin ich beeidigt. Ich bin auch beim BDÜ Mitglied geworden. Die verteilen kleine Hefte mit Listen von Übersetzern bei Behörden. Ich habe mir das Heft angeschaut. Da stehen leider schon sehr viele Übersetzer drin. Und einige sind auch gleichzeitig Rechtsanwälte. Ich mache mir da mittlerweile keine Hoffnungen mehr.

Ob der staatlich geprüfter Übersetzer die Anforderungen der DIN-Norm erfüllt, weiß ich nicht. Nach dem Wortlaut der Norm nicht. Allerdings entspricht die Anwendung von Vorschriften nicht immer ihrem Wortlaut. Es ist eine europäische Norm. Und ich könnte mir vorstellen, dass man bei der Formulierung einfach nicht daran gedacht hat, dass z. B. in Deutschland nicht-akademische Berufsabschlüsse eine größere Bedeutung haben. Kennt sich hier jemand diesbezüglich aus? Würde mich interessieren.

Ich bin anfangs einfach davon ausgegangen, dass die Agenturen eine hohe Fluktuation haben, da sich so viele Übersetzer eher negativ über sie äußern. Und wenn es die Fluktuation gibt, bedeutet das, dass sie öfter neue Leute brauchen. Aber das war wohl ein Irrtum. Bei nicht wenigen Agenturen findet man auf der Internetseite überhaupt keine Aufforderung an Übersetzer, sich zu melden. Und die, die angeblich suchen, sind sehr nett am Telefon, melden sich dann aber nicht mehr. Ja, ich bin immer wieder erstaunt, wie nett die sind :=)

Ich habe bisher meine sonstigen Qualifikationen schon sehr in den Mittelpunkt gestellt. Ich dachte, dass ich mich dadurch von anderen Übersetzern abheben kann. Das war wohl auch ein großer Fehler.

Meine Fachgebiete sind aufgrund meines Studiums und meiner Berufserfahrung nicht sehr breitgefächert. Bisher habe ich in den Fragebögen eben nur Recht als Fachgebiet angegeben. Sollte ich mehrere Fachgebiete angeben? Wenn ich euch richtig verstehe, wollen die Kunden (egal ob Agenturen oder Direktkunden) nicht wegen einer Handvoll Themen extra einen weiteren Übersetzer suchen. Sieht man ja an Rolfs Kommentar: Ingenieur übersetzt für seine Kunden auch Verträge, wenn es sein muss. Ich glaube mittlerweile, dass ich mich völlig falsch darstelle. Mein Problem ist nur, dass wenn ich jetzt schreibe, dass ich "Bedienungsanleitungen" und "Marketing-Broschüren" übersetze, das so überhaupt nicht zu meinem Lebenslauf passt. Die Themen, in denen ich mich auskenne, sind halt eher Randthemen. Z. B. könnte ich euch etwas über den Deal zwischen Porsche und VW erzählen. Aber welche Agentur macht schon M & A? Und selbst wenn, dann setzen die jemanden dran, der Deutsch und Geschichte studiert hat! (Ja, ich bin ganz schön frustriert im Moment.)

[Edited at 2015-07-14 19:09 GMT]
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Andrea Halbritter
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Fluktuation bei Agenturen Jul 14, 2015

Meiner Ansicht nach ist die Fluktuation bei Agenturen nur bei denen relativ hoch, die immer auf den billigsten Übersetzer setzen.

Die anderen freuen sich, wenn sie jemanden gefunden haben, der zuverlässig ist, gute Qualität bietet und pünktlich liefert. Ist doch eigentlich logisch. Wenn man einen kompetenten Übersetzer gefunden hat, dem man vertraut, dann bleibt man doch eher bei dem, als sich einen neuen zu suchen, von dem man eigentlich nicht wissen kann, wie zuverlässig der
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Meiner Ansicht nach ist die Fluktuation bei Agenturen nur bei denen relativ hoch, die immer auf den billigsten Übersetzer setzen.

Die anderen freuen sich, wenn sie jemanden gefunden haben, der zuverlässig ist, gute Qualität bietet und pünktlich liefert. Ist doch eigentlich logisch. Wenn man einen kompetenten Übersetzer gefunden hat, dem man vertraut, dann bleibt man doch eher bei dem, als sich einen neuen zu suchen, von dem man eigentlich nicht wissen kann, wie zuverlässig der ist, welche Projekte er wirklich handeln kann etc.

Eine Chance, an solche Agenturen zu kommen, hast du nur, wenn deren Übersetzer mal keine Zeit hat, weil er in Urlaub ist, schon ein anderes Projekt zu stemmen hat etc.

Da ist die Chance aber durchaus. Sehe das immer wieder bei Direktkunden (kann man durchaus vergleichen), die eigentlich schon mit jemandem zusammenarbeiten, dann aber mal einen eiligen Auftrag haben, den ihr Stammübersetzer nicht erledigen kann. Wenn man dann gute Qualität liefert und sich im Service abhebt (z. B. besser erreichbar ist, schneller antwortet etc.), hat man eine gute Chance, einen "Fuß in die Tür" und vielleicht sogar regelmäßig Aufträge zu bekommen.

[Modifié le 2015-07-14 19:56 GMT]
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Regina Seelos (X)
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Das Problem ist die Einstellung - und warum suchst du eigentlich nur Agenturen? Jul 14, 2015

Hallo Markus,

ich glaube so langsam, dass deine Einstellung das Problem ist. Wenn ich mir zu Anfang meiner Übersetzerkarriere so viele Gedanken gemacht hätte, (und wenn ich gewusst hätte, was ich heute weiß) hätte ich wohl gar nicht getraut damit angefangen. Aber man lernt mit der Zeit.

Einfach ins kalte Wasser springen und los schwimmen - das führt zum Ziel. Niemand weiß am Anfang alles und macht alles richtig. Aber es würde schon mal helfen, wenn du dir ein ri
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Hallo Markus,

ich glaube so langsam, dass deine Einstellung das Problem ist. Wenn ich mir zu Anfang meiner Übersetzerkarriere so viele Gedanken gemacht hätte, (und wenn ich gewusst hätte, was ich heute weiß) hätte ich wohl gar nicht getraut damit angefangen. Aber man lernt mit der Zeit.

Einfach ins kalte Wasser springen und los schwimmen - das führt zum Ziel. Niemand weiß am Anfang alles und macht alles richtig. Aber es würde schon mal helfen, wenn du dir ein richtiges Profil zulegst (das hatte hier auch schon mal einer geschrieben, aber dein Profil hier ist immer noch dasselbe uns es gibt nichtmal einen vollständigen Namen) und eine Internetseite (kann man sehr günstig selbst bauen - man muss sich also nicht gleich große Kosten aufhalsen), damit dich überhaupt jemand findet. Wenn ich einen Übersetzer beauftragen möchte, dann schau ich mir zuerst an, was ich im Internet finde. Wenn da nichts ist, finde ich das sehr seltsam. Wer Aufträge möchte, muss Werbung machen. So einfach ist das. Oder auch der alte Spruch "Klappern gehört zum Handwerk". Wer das nicht kann oder möchte, der wird es SEHR schwer haben auf dem freien Markt und sollte sich vielleicht tatsächlich weiter als Angestellter in welchem Beruf auch immer versuchen.

Und wenn du beim BDÜ bist, könntest du ja dort mal bei einem Mentoringprogramm mitmachen. Davon könntest du sicher sehr profitieren. Oder einfach mal zu einem Stammtisch gehen und mit Kollegen reden.

... vorausgesetzt du möchtest wirklich als Übersetzer arbeiten und nicht nur Leute aushorchen. Tut mir leid, aber deine bisherigen, teilweise sehr nebulösen Aussagen sind nicht vertrauenserweckend. Weder bei Kollegen noch bei Kunden, vermute ich.

Viele Grüße
Regina
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Andrea Halbritter
Andrea Halbritter  Identity Verified
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100 % mit Regina Jul 14, 2015

Hallo Regina,

stimme dir zu 100 % zu und hätte es nicht besser formulieren können.

Andrea


 
Rolf Keller
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Wen bevorzugen Agenturen? Jul 15, 2015

Andrea Halbritter wrote:

Meiner Ansicht nach ist die Fluktuation bei Agenturen nur bei denen relativ hoch, die immer auf den billigsten Übersetzer setzen.


Daneben gibt es aber auch noch einen weiteren Grund: Unter den Übersetzern sind viele Schmetterlingskandidaten.

Die anderen freuen sich, wenn sie jemanden gefunden haben, der zuverlässig ist, gute Qualität bietet und pünktlich liefert.


Natürlich. Nur kommen sie nicht an den Preisvorstellungen der Endkunden vorbei und können deswegen nicht immer die besten Übersetzer nehmen.


 
Rolf Keller
Rolf Keller
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Kommunikation der Dritten Art Jul 15, 2015

Regina Seelos wrote:
ich glaube so langsam, dass deine Einstellung das Problem ist.


Ja, der Eindruck drängt sich auf. Man denkt da an den Mathematik-Absolventen, der im Bewerbungsprozess mit dem Geodreieck nachmisst, ob die Türen der Unternehmen exakt rechtwinklig sind, und sich nicht im Traum vorstellen kann, dass sich die Winkelgrade nicht in Euros ummünzen lassen.

Wenn ich einen Übersetzer beauftragen möchte, dann schau ich mir zuerst an, was ich im Internet finde. Wenn da nichts ist, finde ich das sehr seltsam.


Wenn du damit nur Webpräsenzen meinst, findest du mich auch seltsam: Ich habe keine.

Wenn man sich Webseiten oder ProZ-Profile (dort speziell die Übersetzungsproben) ansieht, dann fällt ein großer Teil allein schon wegen sprachlicher Mängel durchs Sieb. Allerdings sehen die meisten Kunden die Mängel nicht.

... vorausgesetzt du möchtest wirklich als Übersetzer arbeiten und nicht nur Leute aushorchen. Tut mir leid, aber deine bisherigen, teilweise sehr nebulösen Aussagen sind nicht vertrauenserweckend.


Ja, die Art der Kommunikation ist schon etwas seltsam. Es gibt aber Leute, die so sind, insbesondere in Branchen, in denen es sachlich etwas exakter zugeht als unter den Sprachlern. Ich denke, Markus meint das alles ehrlich.

Zielführend ist es allerdings nicht, einen einem selbst völlig fremden Teil der Welt durch die "Meines Erachtens müsste doch ... die wollen doch bestimmt, dass ..."-Brille zu betrachten. Für eine Rechtsanwalt, der mit Privatkunden zu tun hat, wäre das tödlich.


 
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